Dienstag, 5. April 2011

Nennt ihn Ismael Teil 1

Hier ist Teil 1 meiner Geschichte von Ismael, die ich vor knapp 2 Jahren einmal geschrieben habe. Insofern ich Zeit finde, werde ich alle paar Tage hier einen weiteren Teil für die interessierten Leser hochladen. Viel Spaß damit:


Nennt ihn Ismael, denn er ist der eine.
Er hätte nie gedacht, dass Asche und Staub seine ständigen Begleiter werden würden. Wobei Begleiter wohl etwas übertrieben formuliert wäre, wenn man bedenkt, dass er doch ständig neue antrifft, Millionen von neuen, und das mit jedem Schritt den er weiter durch die Öde wanderte, die er einst sein Zuhause nannte. Ein Zuhause, das für ihn ferner zu sein schien, als für die Menschen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der Mond. Natürlich könnte man auch sagen, dass die Menschen im Mittelalter wohl ferner dem Mond waren, als jene modernen Bürger. Doch der entscheidende Unterschied hierbei ist das Wissen, dass man den Ort dort kennt, oder ein Streben des Erreichens von diesem Ort besitzt. Für die Menschen im Mittelalter war der Mond ein Geschenk Gottes, eine immer wiederkehrende Scheibe am Firmament. Für den modernen Menschen jedoch, für ihn war es eine Kugel mit einer genauen Entfernung, man wusste nur nicht wie man dort hinkommt, aber man wusste es gab diesen Ort.
So wusste auch er, dass es ein Zuhause existierte, oder viel mehr, es gab dieses Zuhause, denn es verschwand vor einiger Zeit, zusammen mit all den anderen Dingen. Er lief alleine durch die Straße, die schon lange gestorben war.
Unter jedem seiner Schritte knirschte Glas, vermengt mit Staub, Asche und Schutt. Jedes mal wenn er einen seiner schweren Stiefel auf dem Boden absetzte, stieg eine kleine Explosion gen Himmel, die Schuhsohle wurde umspült von unzähligen Staubpartikeln. Glasscherben wollten das Gummi zu zerschneiden und kleine Steine versuchten seinem Körpergewicht Widerstand zu leisten. Blieb er stehen, senkte sich die Wolke um seinen Fuß zu Boden und formte eine bizarre, graue Miniaturlandschaft. Kaum weniger bizarr war die Landschaft, die sich vor seinen Augen auftat. Er schloss bei jedem mal Aufblicken die Augen und hoffte, er hoffte, jedes mal darauf, dass das was seine Augen folgend als Realität erblicken sollten, lediglich ein böser Streich war. Dass die ihm gegenüberstehende Welt vielleicht doch nur eine Illusion seines Geistes war und er daraus erwachen würde, irgendwann.
Doch das Erwachen blieb fern. Lediglich sein Herz verweilte jedes Mal für einen kurzen Augenblick im Stillstand, um jedes Mal aufs Neue diesen kleinen Hoffnungsschimmer zu zelebrieren. Doch wenn er die Augen öffnete, wurde er wieder geblendet. Er wurde geblendet von dem Grau der Wirklichkeit um ihn herum. Die Wirklichkeit, die nur noch aus Ruinen bestand, einem jämmerlichen Abbild der Welt, die sie eigentlich sein sollte.
Er erhob einen seiner Füße, und setzte ihn ein bisschen weiter vor ihm wieder ab, ein Schritt und eine weitere kleine Explosion.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen