Mittwoch, 6. April 2011

Nennt ihn Ismael Teil 4

Das grelle Licht der Discothekenbeleuchtung blendete ihn so sehr, dass er seinen Blick wieder auf den Boden senkte. Es war eng. Links und rechts von ihm standen die Gäste unbeschwert nebeneinander, sie scherzen, redeten und lachten und tranken vor allem sehr viel Alkohol dabei, was zur folge hatte, dass sie noch mehr redeten und lachten und noch mehr Alkohol tranken und er wusste genau, dass es so lange gehen würde, bis eines von beiden nicht mehr ginge. Er selbst bewegte sich in der Masse eher tapsig, er setzte einen Fuß vor den anderen. Die Feuchtigkeit im Innern seiner Schuhe erleichterten dies verständlicherweise natürlich nicht. Sodass sein Gang durch die Menge garantiert nicht dem entsprach, was er als Coolness bezeichnen würde. Aber immerhin, er konnte sich noch irgendwie bewegen und musste sich nicht mit mehr oder weniger sanfter Gewalt durch die lebenden Barrikaden drücken.
Plötzlich bekam er einen Stoß, sodass er sogar etwas von seinem wertvollen Getränk verlor. Wäre es nicht so eng gewesen, hätte er garantiert kurz getaumelt, doch die Masse federte seinen kurzen Flug, dass er weiterhin lotrecht stehen konnte. Ein recht breiter Kerl hatte sich an ihm vorbeigedrückt, sein Gesicht erinnerte ihn irgendwie an das eines Schweins. Es war rund, rosa und seine Nase zeigte irgendwie unnatürlich nach Oben. Irgendwie hatte er sogar das Gefühl ein Quieken oder Grunzen gehört zu haben, als er ihn weggedrückt hatte.
Das Schweinchen zog einen nicht gerade appetiterregenden Geruch hinter sich her. Sein eigener Körperduft war vermengt mit dem Geruch von Alkohol, Motorenöl und viel Alkohol. Unter pessimistischer Sichtweise könnte man sich ausmalen wie der Rest des Abends für diesen Gast enden könnte. Bei dem Gedanken musste er unweigerlich grinsen. Denn wenn er sich vorstellte, dass das Schwein, das ihn umgerempelt hatte mit seinem massigen Körper, welcher ohne Übertreibung oder gar Schönreden doppelt so breit war wie er selbst, sich auf ein Motorrad oder Motorroller setzen würde. Dann bekam man gewaltiges Mitleid mit dem Gefährt. Er konnte die Achsen fast schon brechen hören.
Er fühlte sich regelrecht angewidert von diesem Tiermensch, wie es gänzlich voll gefressen sich am Konsum labte. Es verschlug ihm innerlich den Magen, an diesem Makel der Menschheit. Er hatte gerade zu das Gefühl, dass dieses Schwein fast wie ein Sinnbild für einen der apokalyptischen Reiter stand, es verkörperte die innere Pestilenz der Menschheit. Warum befand er sich überhaupt an diesem Ort, den er doch eigentlich zu meiden versuchte. Er befand sich in der Mitte einer gezählten und zahlenden Anzahl von Menschen, die sich frei ihrem Geiste dem Genuss hingaben. Es war die verdrehte Realität, die ihm sein Gemüt zum negativen verdrehte. Der Genuss diente nicht mehr dem Menschen, nein, der Mensch diente dem Genuss, er war ihm verfallen.
Stopp, nein, er war schon wieder in seine Gedanken zurückgefallen, er wusste nicht woher es kam, aber wann immer ihm etwas negatives an seinem Umfeld auffiel oder sogar irgendwie direkt davon betroffen wurde, fühlte er sich im Innern eines Hexenkessels, vielleicht litt er unter Paranoia. Er wusste es nicht, nein, er wusste nur, dass er diese Gedanken und vor allem das Schwein wieder vergessen musste, sonst würde dieser Abend für ihn länger werden als geplant.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen